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den so zahlreichen Regeln über den Conjunctiv neue hinzuzufügen, nach denen man stets zu verfahren hätte oder stets verfahren wäre. Es ist nur versucht worden, scheinbare Unregelmässigkeiten aus dem Wesen der beiden Moden zu erklären, ohne dass damit gesagt sein soll, dass nur die angegebene Ausdrucksweise die richtige sei. Es wird sich im Gegentheil bei näherer Vergleichung der gegebenen Beispiele unter sich oder mit anderen Stellen irgend eines Schriftstellers leicht zeigen, dass oft statt des einen gewählten Modus auch der andere hätte eintreten können, wodurch allerdings dem Gedanken eine andere Nüancirung gegeben würde. Es mag dies als ein neuer Beleg dafür dienen, dass das Französische nicht so sehr an gewisse Formen gebunden ist, als häufig geglaubt wird, und Mätzner hat gewiss ganz Recht, wenn er sagt (Syntax § 88): Gleichwohl ist dies Gebiet keineswegs so pedantisch umschränkt, als man zu glauben gewohnt ist, und als viel französische Grammatiker lehren, welche, nicht anders als die einheimischen Grammatiker älterer Völker, ein lebloses Bild der lebendigen Sprache geben, und mehr der Sprache Gesetze aufzudringen, als ihr Gesetze abzulauschen geneigt sind."

Berlin.

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Franz Scholle.

Beurtheilungen und kurze Anzeigen.

K. Paulsiek, Deutsches Lesebuch für Vorschulen höherer Lehranstalten. 1. Abth. (Für Octava.) XII, 172. 2. Abth.

(Für Septima.) VIII, 188. Berlin, G. Grote'sche Verlagshandlung. 1867.

Seit seinem Erscheinen hat das von K. Paulsiek (erster Oberlehrer an der Magdeburger Realschule) in Verbindung mit dem inzwischen verstor benen Collegen Hopf herausgegebene Deutsche Lesebuch mit jedem Jahre an Ausbreitungsfläche gewonnen. Mit den schnell aufeinanderfolgenden Auflagen sind die nöthigen Aenderungen und Verbesserungen Hand in Hand gegangen, bis endlich neuerdings freilich noch mit Ausschluss der Oberstufe für Prima und Secunda, welche eine durchgreifende Umänderung erfahren soll die vier vorausgehenden Stufen insoweit einen festen Abschluss gewonnen haben, dass der Satz hat stereotypirt werden können. Die oben mit ihrem Titel genannten beiden Bändchen schliessen sich als Vorstufe der Leseschule an das Hauptwerk an und bieten den Lesestoff für die zwei Jahrescurse in der Octava und Septima oder etwa für das Alter von sieben bis neun Jahren. In der Vorrede spricht der Verfasser mit der wohlthuendsten Wärme und Klarheit die Erfahrungen und Grundsätze aus, welche ihn bei der Wahl und Anordnung seines Lesestoffes geleitet haben, Grundsätze, welche aus einer so gründlichen Kenntniss, einer so edeln und sinnvollen Auffassung der Kindesnatur und aus einer so feinfühligen Einsicht in ibre eigensten Bedürfnisse herstammen, dass kein kundiger und nachdenkender Erzieher ihnen seine Beistimmung versagen wird. Was nun die Qualitat der Lesestücke angeht," sagt er p. IV, so musste von der Forderung unbedingter Klassizität zwar Abstand genommen werden; doch liegt es ja im Wesen alles Edeln und Schönen, dass sich ihm, wenn es nur in kindlicher Einfalt erscheint, auch die noch unerschlossene Seele des Kindes sympathisch öffnet. So hat denn noch immer ein guter Bruchtheil von Lesestücken einen klassischen Namen zu seiner Legitimation gefunden: aber auch bei den übri gen blieb die Bedingung eine gewisse Mustergültigkeit, namentlich correcte und schöne Form, massgebend, soweit sie mit dem Bedürfniss der Einfachheit und Natürlichkeit sich vereinigen liess." Und „Als wichtigstes Erfor derniss wurde neben der Sittlichkeit des Inhalts kindliche Naivetät desselben betrachtet. Es ist demnach Nichts aufgenommen, was nicht würdig wäre, die lautere, einfältige Kinderseele, diese Himmelspflanzlein", wie sie Joh. Fischart nennt, zu ziehen und zu schmücken, was nicht fähig schiene,

die frisch aufsprudelnde, „lebhafte Freundlichkeit und Gesprechlichkeit" der Kleinen so anzulocken und zu leiten, dass sie lernen

„Brauchen die ererbt Adams Gewalt,

Die jedem Geschöpf ein Nam gab bald."

Für die Auswahl der poetischen, namentlich der lyrischen Stücke wird als Kanon ausgesprochen:,,Einfachheit und kernige Kraft in einer zwar bunten, sinnlichen, aber straffen, plastisch gedrungenen Form, dramatische Belebtheit durch volle, wahre Empfindung musste ebenso gesucht, wie altkluge Reflexion, leidenschaftliche Erregung oder Koketterie mit schönen Gefühlen gemieden werden. So sehr es uns reizt, diese Vorrede, die für sich allein uns nach Gedanken und Form ein höchst beachtenswerthes Schriftstück dünkt, noch weiter auszuziehen, so benützen wir lieber den uns noch gegönnten Raum, kurz Inhalt und Anordnung der beiden Bändchen, die sich auch äusserlich durch würdige Ausstattung, correcten Satz, deutlichen, scharfen Druck, festes, esses Papier auszeichnen, für solche Leser, welche um die Wahl eines derartigen Lesebuches verlegen sind, zu skizziren. In beiden Stufen theilt sich de Prosa in erzählende und beschreibende: jene bietet 1) Erzählungen, 2) Fabeln und Thiermärchen, 3) Märchen, 4) Sagen und Legenden, wozu in der Septima noch 5) Geschichtliche Charakterzüge treten; diese 1) Naturbilder, 2) Bilder aus dem Menschenleben nebst einem Anhange von SprichFortern. In der Abtheilung für Poesie ist der reiche Stoff nach den Hauptrubriken Epische und lyrische Poesie" zerlegt und zwar so, dass in jener 1) Fabeln, 2) Erzählungen, Märchen, Sagen, Legenden, 3) Räthsel und Allegorien und in dieser ein bunter, duftiger Kranz von Liedern sich darbietet and zwar die letzteren so sinnig in einander geflochten, dass sie sich den Erscheinungen des Jahreslaufes von Frühling zu Frühling anschliessen. Veranderungen des ursprünglichen Textes sind, wo sie nöthig erschienen, nicht bloss mit schonender, sondern auch mit geübter und gewandter Hand ausgeführt, namentlich da, wo es auf eine gewisse Abgeschlossenheit des Lesestuckes, auf Rundung und Einheit eines Ganzen ankam. Auch wo Einzelnes, natürlich nur Einzelnes über das Verständniss der oben angegebenen Altersstafe in ihrem Durchschnitte hinauszureichen scheinen könnte, ist vom Verser augenscheinlich nicht ohne Absicht verfahren: er bietet damit eben ichen Angehörigen der Vorstufe, die, wie dies ja überall vorkommt, ihren Altersgenossen an Schnelligkeit, Leichtigkeit und Energie des Fassungsvermogens vorauseilen, einen erwünschten Stoff, um daran die höher gewachhen Kräfte zu erproben. Wir wollen hiermit die beiden Bändchen unsern Asgenossen so dringend, wie getrost nur empfehlen, ohne ihrem Urtheile

weitere Prädicirungen vorzugreifen. Wenn aber der Verf. seine Vorrede dem Wunsche schliesst: Möge denn den heiden Büchlein gleich ihren Forgangern eine wohlwollende Aufnahme zu Theil werden! Möchte es ihnen ach glücken, die Abneigung unserer jungen Wildlinge gegen die bekannten er und zwanzig kleinen schwarzen Gesellen überwinden zu helfen!", so harfen wir wohl soweit in unserm eigenen Namen reden, um zu erklären, ass wir diesen Wunsch für mehr als ein pium desiderium, dass wir ihn für Prophezeiung halten müssen, welcher eine schnelle und glänzende ErFellung kaum fehlen kann.

Magdeburg.

Dr. W. Jensch.

Lehrbuch der französischen Sprache für Schulen. Mit besonderer Berücksichtigung der Aussprache und Angabe derselben nach dem System der Methode Toussaint - Langenscheidt von Charles Toussaint und G. Langenscheidt. Erster Cursus, zweite vervollkommnete Auflage. 1867. 8. XVI und 218 S. 10 Sgr. Zweiter Cursus, 1867. 8. XVI und 267 S. 15 Sgr.

Die erste Auflage des ersten Cursus vorstehenden Werkes hat im Archiv, Bd. XXXIX, 3. Heft, bereits eine eingehende Beurtheilung gefunden. Die dort hervorgehobenen Einzelheiten muss ich auch heute noch aufrecht halten, obwohl die Herren Verfasser einen Theil derselben, wie die zweite Auflage zeigt, nicht für begründet gehalten haben.

Sicher ist es für die Brauchbarkeit des Buches keine geringe Empfehlung, dass schon nach so kurzer Frist eine neue Auflage nöthig war.

Das Hauptverdienst, das sich die Herren Verfasser bei dieser Arbeit vindiciren, ist die sicherlich mit grosser Mühe und vielem Fleisse durchgeführte Aussprachebezeichnung. Ich will mit den Herren darüber nicht von neuem rechten; für mich liegt die Hauptempfehlung des Buches (das doch ein Schulbuch sein soll) in der praktischen Vertheilung des reichen grammatischen Materials, in der präcisen Fassung der Regeln, in der Hervorhebung besonderer Schwierigkeiten durch Druck, Schrift, Unterstreichung Gruppirung etc., in der Uebersichtlichkeit, wozu die an der Spitze jeder Seite angegebenen Paragraphen und Lectionen und in der zweiten Auflage eine alphabetische Inhalts-Uebersicht (pag. XIV-XV) und ein eingehendes 10 Seiten langes Register viel beiträgt. Auch die Wahl der Uebungssätze (es gilt dies auch für den zweiten Cursus) hat meine volle Zustimmung. Obwohl Sätze, deren Inhalt der Geschichte, Geographie, Literaturgeschichte etc. entnommen ist, nicht fehlen, so ist doch der Inhalt der meisten Sätze aus der Sprache des gewöhnlichen Lebens geschöpft, was meiner Meinung nach zur Einübung einer lebenden Sprache allein richtig und, wenn wie hier gut durchgeführt, fur ein Uebungsbuch eine grosse Empfehlung ist.

Die Verfasser können wohl ihre zweite um 22 Seiten gewachsene Auflage eine vervollkommnete nennen, denn sie ist nicht nur vermehrt, sondern auch vielfach verbessert.

Von den Veränderungen, welche diese zweite Auflage gegen die erste erfahren hat, sind folgende hervorzuheben :

Die Paragraphen 55 (Zusammengesetzte Zeiten von avoir und être) und 77 (Die Pronoms personnels conjoints, deren Stellung in bejahenden, fragenden und verneinenden Sätzen; ferner ihre Vertretung durch en und y etc.) sind bedeutend erweitert worden.

Der § 84a (Die nothwendigsten Regeln über die Veränderung des Participe passé ist neu hinzugefügt. Hier möchte ich jedoch die erste Regel in gedrängterer Fassung sehen; etwa: Das mit avoir conjugirte participe passé richtet sich in Geschlecht und Zahl nur nach dem vorhergehenden régime direct. Es folgt dann die Unveränderlichkeit desselben bei fehlendem vorhergehenden régime direct ganz von selbst, und die Regel würde auch in ihrer Fassung viel mehr den Regeln II und III entsprechen.

Die deutschen Uebungssätze vieler Lectionen sind um einige Sätze ver mehrt worden; ausserdem aber sind durch Erweiterung der Regeln und durch Hinzufügung neuer Paragraphen neun vollständige französische und ebensoviel deutsche Uebungsstücke neu hinzugefügt worden.

Das hier und früher (Archiv XXXIX, 3) im Allgemeinen von dem ersten Cursus Gesagte gilt auch von dem zweiten Cursus, dessen grammatisches Hauptpensum die unregelmässigen Verben bilden. Die Verfasser sagen in

der Vorrede: „Zu unserer Genugthuung können wir constatiren, dass wir, was den methodischen und grammatischen Theil des Buches betrifft, mindestens gleich gute Resultate erzielt haben als früher mit anderen, für die besten ihrer Art geltenden Lehrbüchern. In der Aussprache aber hatten wir Erfolge, welche wir, ohne Ueberhebung, besser nennen dürfen, als sie mit irgend einem andern Lehrgange zu erreichen sind. Sogar Schüler sächsischer und süddeutscher Mundart, welche der Zufall uns zugeführt hatte, lernten darch Hülfe der Aussprachebezeichnung gewisse Laute mit grösster Leichtigkeit und Richtigkeit aussprechen, die nach unsern früheren Erfahrungen von Schülern gleicher Mundart immer wieder falsch gesprochen wurden, selbst wenn ein augenblickliches Vorsprechen unsererseits das Richtige vorübergehend erzielt hatte.

Weit entfernt jedoch, trügerische Hoffnungen erregen zu wollen, bemerken wir hier ausdrücklich, dass vorliegender Lehrgang, nach unserer eigenen Wahrnehmung, dem Lehrer anfänglich grössere Schwierigkeiten bietet, als anderweite Lehrbücher, welche die Aussprache in der bisher üblichen Weise behandeln oder vielmehr nicht behandeln."

Ich freue mich, endlich eine Elementargrammatik zu sehen, in der die Aussprache des Präsens von acquérir: j'acquiers, und zwar richtig, mit hörbarem r angegeben ist; auch die richtige Aussprache des s in den verschiedenen Formen von gésir möchte man in ähnlichen Büchern auch meist vergeblich suchen.

Um dem Leser einen Begriff von der Eintheilung des grammatischen Stoffes zu geben, lasse ich diesen im Umriss hier folgen:

Der zweite Cursus zerfällt in 77 Paragraphen oder 36 Lectionen, von denen die erste Lection (45) die Redetheile im Allgemeinen bespricht. In den Lectionen 46-55 behandelt das Passiv der Verben, die verbes neutres, die verbes pronominaux, die verbes impersonnels, die Gleichmässigkeiten in der Conjugation aller Verben, die Bildung der Zeiten, die orthographischen Abweichungen bei den Verben der ersten Conjugation (Verben auf cer, ger, eler, eter etc., oyer, uyer, ayer, ier, uer, ouer, éer etc), die Verben hair, fleurir, bénir.

In Bezug auf das Verb haïr verdient es lobend anerkannt zu werden, dass die in meist allen Elementarbüchern vergeblich gesuchten abweichenden Formen:

: nous haïmes, vous haïtes, qu'il hait besonders berücksichtigt sind. Lection 56 (pag. 50-72) giebt eine Tabelle aller unregelmässigen Verhen, während die Lectionen 57-85 diese einzeln, ihre Composita, Construction etc. eingehender in recht übersichtlicher Anordnung besprechen. Lection 86 handelt vom participe présent und adjectif verbal, Lection 87 participe passé und Lection 88 betrachtet eingehend die Stellung der

pronoms personnels conjoints im Satze.

Die Seiten 182-196 enthalten eine Wiederholung des französischen Theils der Uebungsaufgaben ohne Aussprachebezeichnung.

Auf den Seiten 197-249 finden wir die Vocabeln zu den Uebungsaufgaben mit der Aussprachebezeichnung, und pag. 250-267 eine mit grosser Sorgfalt bearbeitete Table des matières.

Es ist jedenfalls noch lobend zu erwähnen, dass die Herren Verfasser die Aussprachebezeichnung in den französischen Uebungsaufgaben schon von Lection 76 an fortgelassen haben. Auch die hier noch vorhandene Bezeichnung der Bindung und Betonung fällt von Lection 84 an fort; freilich werden viele Collegen so wie ich wünschen, die Herren Verfasser hätten in diesem zweiten Cursus von ihrer Aussprachebezeichnung einen noch sparsameren Gebrauch gemacht.

Schliesslich wollen wir wünschen, dass der versprochene dritte Cursus Schulgrammatik) recht bald erscheinen und sich der methodischen Einrichtung der beiden ersten Curse würdig anreihen möge.

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